Erfahrungsbericht Drechselkurs

Drechselkurs in Seiffen

Jedes Jahr in den sächsischen Sommer-, Herbst- und Winterferien finden in der Holzspielzeugmacher- und Drechslerschule in Seiffen Ferienkurse statt. Dort kann man sich an den verschiedenen Handwerkstechniken des Erzgebirgischen Kunsthandwerks® ausprobieren. Eine Kursteilnehmerin der letzten Jahre war Christine Dickner, welche sich an das Drechseln wagte. Sie hat von ihren Erfahrungen und Eindrücken berichtet:

"Während ich diesen Text schreibe, fällt mein Blick auf einen kleinen Engel aus dem Erzgebirge. Der steht auf meinem Schreibtisch und hat einen perfekt gerundeten Kopf und Körper. Wie bei vielen der Figuren aus Seiffen, werden deren einzelne Bestandteile nach wie vor von Hand gedrechselt. Sie alle müssen gleich groß, gleich gerundet sein.

Klingt erst einmal einfach, erfordert aber jahrelange Übung. Dieses Können vermittelt der Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller e.V. in der Seiffener Holzspielzeugmacherschule.

Am 17.10.2022 bin ich nach Seiffen gereist, habe mich um 9 Uhr früh in der Schule bei Axel Wiedemann – er ist Spielzeugmacher und lehrt die Schüler das Drechseln – gemeldet. Mit dabei waren Max aus der Schweiz, Christian aus Leipzig und Joachim aus Österreich. Ein paar Tage lang hieß es jeden Tag drechseln – normalerweise dauert so ein Kurs eine Woche, ich war leider nur drei Tage dabei.

Ein wenig aufgeregt war ich schon, gedrechselt habe ich noch nie, wollte es aber schon immer lernen. Wie würde ich mich anstellen? Würde es mir Spaß machen? Außer mir war nur Christian noch Anfänger, aber er arbeitet in der Zukunftswerkstatt Leipzig mit Jugendlichen mit Holz - hat also einen deutlich besseren Bezug zur Materie als ich. Doch ich will hier gar nicht nach Ausreden suchen… Axel hat jedem von uns eine Maschine zugewiesen und erklärt, wie sie funktioniert. Worauf zu achten ist.

Und dann ging es schon los: Wir haben einen Vierkantklotz aus Fichte eingespannt, bzw. zentriert auf ein Futter geklopft. Dazu braucht man Kraft, ich hatte aber den Dreh schnell raus. Dieser Vierkantklotz ist rechteckig und damit weit davon entfernt, rund zu sein.

Erste Übung also: Motor anwerfen und mit dem Drechseleisen – so heißt das Werkzeug – den eckigen Klotz in einen mit sanften Rundungen zu verwandeln. Axel hat uns erklärt, welches Eisen wir benötigen, wie es gehalten werden muss, damit die Hand auf der Auflage das Eisen führt. Auch der richtige Winkel spielt eine Rolle. Und dann flogen die Späne, habe ich ein wenig geflucht, mich dann aber über einen gerundeten Klotz gefreut.

Der ist die Ausgangsbasis für alles weitere. Axel hat uns erklärt, dass die Azubis hier vor allem lernen, gleichmäßig zu arbeiten. Schließlich sollen die einzelnen Teile, aus denen sich die späteren Figuren zusammensetzen, nicht unterschiedlich groß sein. Dazu werden mit der Schublehre millimetergenaue Vorgaben gemacht. Wir lernen Rundungen, sanft Schrägen, steile Schrägen, für die wir verschiedene Drechseleisen verwenden. Das klappt nicht immer so, wie wir wollen. Eine kleine Unaufmerksamkeit, schon verkantet das Eisen und das Holz spellt sich. Dann ist es vorbei mit der sanften Rundung… Das passiert mir mehrere Male, aber es spornt mich an. Und genau das ist es, was mich dann am Drechseln so begeistert: Man arbeitet hochkonzentriert, vergisst alles um sich herum. Was wir auch lernen: Das Werkzeug zu schleifen, damit es immer schön scharf ist.

Und noch eines lerne ich: Die millimetergenauen Vorgaben, die schaffe ich nicht. Zu sehr muss ich darauf achten, das Eisen im richtigen Winkel zu halten, nicht zu verkanten. Doch da sollte ich vielleicht nicht zu streng sein: Die angehenden Holzspielzeugmacher lernen drei Jahre, ich habe nur drei Tage gedrechselt. Mit einem geduldigen Lehrer und sehr netten Mitdrechslern. Es hat Spaß gemacht und ich werde auch weiter drechseln."

 


 

Über die Autorin

Christine Dickner ist Journalistin mit jahrelanger Erfahrung im Trend- und Konsumgüterbereich.

Sie ist Herausgeberin des Newsletters tischgespraech.de.

 

Dieser ist ein B2B-Online-Auftritt für die Branchen Kochen, Schenken, Tafeln und Wohnen.  Im Januar 2019 ist dieser an den Start gegangen. Am 15. Januar 2019 ist der erste Newsletter erschienen, der erste von vielen. Parallel dazu ging die Website online. Natürlich ist tischgespäche.de auch auf den sozialen Medien vertreten. 

www.tischgespraech.de


Ferienkurse:

Drechseln:

10.07. – 14.07.2023  (Restplätze verfügbar)

24.07. – 28.07.2023 (Restplätze verfügbar)

 

Alle Informationen und Anmeldeunterlagen für die Ferienkurse finden Sie über www.diekunstzumleben.com/ferienkurse .