Winzig klein & Riesig groß - Teil 1
von gahlenz in die ganze welt
Warum Nussknacker in der Karibik Weihnachtsstimmung verbreiten, Pyramiden in Tokio Höhenmeter machen und das Erzgebirge Weltrekorde bricht.
Bei einer Erzgebirgsrundfahrt zur Adventszeit kommt man an Holzkunst im XXL-Format nicht vorbei. Auf imposanten Pyramiden drehen Großfiguren ihre Runden, riesige Schwibbögen erhellen den Abend. Viele dieser gigantischen Kunstwerke kommen aus Gahlenz. Mit zweien stehen die Gahlenzer Kunsthandwerker von RuT sogar im Guinness-Buch der Rekorde. Die weltgrößte Stufenpyramide mit stolzen 14,62 Metern Höhe (wird seit über 20 Jahren von den Gahlenzern Jahr für Jahr auf dem Dresdner Striezelmarkt aufgebaut. Die Herstellung von Erzgebirgischer Holzkunst® im Großformat stellt hohe Anforderungen an Materialien, Maschinen und Mitarbeiter. Die meisten Riesen stehen im Außenbereich und müssen deshalb besonders witterungsbeständig sein. Das Holz, meist Fichte oder Pappel, muss bis zu zwei Jahre trocknen, bevor es verarbeitet werden kann. Bei RuT Gahlenz verkürzt ein riesiger Holztrockner im Hof diesen Prozess. Zur Versiegelung der Oberflächen werden die Großfiguren in einer modernen Lackieranlage staubfrei mit Hochglanzlack veredelt.
Die Fertigung von Holzkunst im Großformat ist durch hochmoderne Fünf-Achs-CNC-Maschinen, aufs Hundertstel genaue Fräsen und die einzigartige Längssäge möglich. Bis 160 mm starke Pfosten für Großfiguren können damit in einem Schnitt gesägt werden. Auch eine Laserschneidmaschine, ein Vierseitenhobel und eine eigens entwickelte Leimpresse gehören zum Maschinenpark der Gahlenzer. Für den Transport wären menschengroße Figuren aus Vollholz viel zu schwer. Die Lösung: Sie sind innen hohl. Firmeninhaber Gundolf Berger entwickelte dafür eine clevere Technologie: Kanthölzer werden – wie früher beim Böttchern – zu einem Ring verleimt, der anschließend auf der Drechselbank per Hand in Form gedreht wird. So bekommt der Weihnachtsmann seinen runden Bauch und der Osterhase die strammen Beine. Die Figuren bestehen aus zahlreichen Einzelteilen, die anschließend aufeinandergeschraubt werden. Das macht die Lagerung und das Versenden der Figuren einfacher. Denn Knecht Ruprecht, Nussknacker und
Räuchermänner werden von Gahlenz aus in die ganze Welt verschickt. Vor Ort helfen zwei Mitarbeiter beim Aufbau und der Installation.
Die Engel der Kollektion Sternkopf werden in vier
Größen (8/24,5/50 und 100 cm) in Gahlenz produziert.
PYRAMIDE IN TOKIO: Stolze 14 Meter Pyramide verschifften die Gahlenzer im Dezember 2015 nach Japan. Die Pyramide dreht sich auf dem Deutschen Weihnachtsmarkt in Tokio. Die Macher des Marktes ließen sich von der Riesenpyramide auf dem Dresdner Striezelmarkt inspirieren und bestellten im erzgebirgischen Gahlenz ein ähnliches Exemplar. Die größte Herausforderung bei diesem Projekt war die Statik – denn anders als in Dresden muss die Pyramide in Tokio erdbebensicher sein!
Weihnachtsflair im XXL-Format ist in den USA besonders beliebt: Die letzte Großpyramide wurde nach Dallas in Texas geflogen, ein Video erklärte den Zusammenbau. In Cripple Creek in Colorado ziert eine Großpyramide das Spielcasino. In Fredericksburg in Texas sangen die Gahlenzer zusammen mit Amerikanern in kurzen Hosen Weihnachtslieder zur feierlichen Einweihung ihrer Neun-Meter-Pyramide. Und das, obwohl noch Minuten zuvor die
LED-Beleuchtung nicht funktionierte. Oft ist die Elektrik in fernen Ländern die größte Herausforderung. Trafos müssen vor Ort umgebaut werden, die Verständigung mit den Einheimischen erfolgt mit Händen und Füßen – bisher immer mit Bravour. Oft läuft es just in time: Im Juni bestellt und im September aufgebaut – meist bleibt wenig Zeit für Muster und Abstimmungsrunden. Beim Erstgespräch muss alles bedacht und geklärt werden.
Der wohl verrückteste Auftrag kam aus der Karibik: Achtzehn stattliche Zwei-Meter-Nussknacker mit künstlichem Leopardenfell schmücken ein Hotel auf den Bahamas. Sie wurden bei praller Sonne im Container geliefert. Die Gahlenzer Gesellschafter Gundolf Berger und Jochen Schumann schwitzten mit, ob das Holz der starken Hitze standhält. Die erzgebirgische Qualität zahlt sich bis heute aus und bringt die Gäste unter Palmen zum Schmunzeln.
BLICK INS LADENGESCHÄFT: Die Erzgebirgische Holzkunst Gahlenz GmbH ist einer der wenigen Hersteller im Erzgebirge, die ein echtes Vollsortiment haben: Räuchermänner und Nussknacker, Engel und Bergmann, Schwibbögen, Baumschmuck, Osterhasen und Ganzjahresfiguren – die meisten gibt es von ca. 9 bis 40 cm Höhe, auf Wunsch natürlich auch mannshoch.
Produktion mit köpfchen
Das Holz kommt frisch vom regionalen Sägewerk. Es wird auf eine Restfeuchte von
acht Prozent getrocknet.
An der Längssäge werden die Pfosten zu Kanthölzern
verarbeitet.
Die Kanthölzer werden miteinander verdübelt, bis
– nach Vorbild des Böttcherns – ein Ring entsteht.
Fertig verleimt, trocknet der Ring
in einer Presse.
Ein Kraftakt: Auf der Hebebühne
stehend, setzt der Drechsler sein
Spezial-Dreheisen an. Die Gahlenzer haben die Drechselbank im XXLFormat
selbst entwickelt.
Die Einzelteile werden vormontiert und die
Figur von innen verkabelt.
Hochglanzlackiert und mit
handbemaltem Gesicht ist der
Räuchermann vor Wind und Wetter geschützt.
Bild- und Herstellernachweis:
Bild Sternkopfengel - Sven Grünert
Bild Werkstätten Gahlenz - Sandi Wermers
Großer Räucherweihnachtsmann natur - Stefanie Hartmann
Erzgebirgische Holzkunst Gahlenz GmbH RuT
Gahlenzer Str. 20, 09569 Oederan OT Gahlenz
Tel.: 037292/6930
Fax: 037292/69397
Sternkopf Design - Dr. Sylva-Michèle Sternkopf
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